Wo stehen wir heute und wie geht es weiter?

Von der 3D-Modellierung über die BIM-Planung bis zum -Management und der (Gesamt-)Koordination: Unsere BIM-Koordinatoren Anke Mau und Daniel Dahlke geben im folgenden Interview Einblicke, wie Building Information Modelling umgesetzt wird und welche Visionen das Ingenieurteam hat.

Warum BIM?

Anke: Zuerst muss festgehalten werden, dass BIM kein Selbstzweck ist! Gerade weil die Bauvorhaben deutlich komplexer werden – umfangreiche TGA, Lüftungssysteme, Energieeffizienzberechnungen,  Erfassung von Materialien für einen Gebäuderessourcenpass etc. – schafft BIM durch die 3D-Darstellung und die zusätzlichen Informationen Transparenz. So können Unstimmigkeiten frühzeitig erkannt und Planungen angepasst werden.

Was ist der Unterschied zwischen 3D und BIM?

Daniel: 3D ist die Darstellung der reinen Geometrie, während BIM die Geometrie mit sämtlichen relevanten Informationen bereichert. Häufig wird hier argumentiert, dass BIM ein erheblicher Mehraufwand darstellt, weil ich nicht – wie früher – mit CAD-Software einen Plan erstelle. Das stimmt so nicht, denn die Arbeit mit dem Modell reicht weit über die Planableitung hinaus.

Anke: Zum Beispiel kann ich mit 3D noch keine vernünftige Mengenermittlung machen, wenn die Bauteile nicht zwischen Stahlbeton, Mauerwerk, Holz oder Stahl unterschieden werden!

Wie verändert sich die Arbeitsweise mit BIM?

Anke: Ich denke von Anfang an in der 4. Dimension! Im Prinzip werden die Anforderungen zusammengeführt, die vorher auf Plänen und verschiedenen Exceltabellen verteilt wurden. Jetzt fügen wir schon in der Entwurfsplanung die jeweiligen Modelle in ein Koordinationsmodell zusammen und können Kollisionen mit Hilfe eines Model-Checkers feststellen.

Wie erreicht ihr einen erfolgreichen „BIM-Workflow“?

Daniel: Neben der eigentlichen modellbasierten Planung bauen wir zusätzlich eine zweite Säule aus, im Grunde ein komplett neues Berufsfeld: Das BIM-Management und die BIM-Koordination, bei denen wir den eigentlichen Planungsprozess unterstützen und die Schnittstellen koordinieren.

Anke: Wir nutzen unser Knowhow zum einen für Projekte, bei denen wir die Tragwerksplanung betreuen und zum anderen bei Maßnahmen, an denen wir ausschließlich den BIM-Prozess gestalten. Letzteres ist z. B. in der Spiel- und Veranstaltungsstätte Kampnagel in Hamburg der Fall, bei der wir die Fachplanungsmodelle koordinieren.

Wie geht ihr beim BIM-Management vor und was ist der Benefit für die Auftraggebenden?

Anke: Zu Beginn werden die Inhalte und Ziele definiert, die das BIM-Modell abbilden soll. Hier beraten wir die Auftraggebenden und stellen individuelle Informationsanforderungen auf. Der Mehrwert für den Bauherrn ergibt sich durch die Kombination unserer langjährigen Erfahrungen auf der Praxisebene – in den Bauprozessen – und fundierte technische Kenntnisse mit BIM.

Daniel: Mit BIM haben die Auftraggebenden einen tiefen Einblick in ihre Bauvorhaben und können zukünftig digitale Methoden in der Bewirtschaftung nutzen.

Wo ist noch Luft nach oben?

Daniel: BIM muss auf die Baustelle! Leider fehlt es hier noch an den nötigen Voraussetzungen – das fängt schon beim verlässlichen Netzempfang an …

Anke: Wir erfahren immer wieder, dass das Potenzial der BIM-Methode noch nicht durchgängig bekannt ist. Sein Nutzen erstreckt sich über den gesamten Lebenszyklus: Von der kompletten Planung über den Bau bis zum langfristigen Facilitymanagement. Hier gibt es noch so viele ungenutzte Möglichkeiten z. B. hinsichtlich der Vorproduktion, der Wartungsplanung, die über QR-Codes abfragbar sind usw.

Welche Vision hat Trebes?

Anke: Wir möchten an unseren Standorten ausschließlich modellbasiert papierlos planen – auch bei der Ausführungsplanung! Wir wollen dafür sorgen, dass sämtliche Informationen auf der Baustelle vorliegen und durch die optimale Koordination alle Möglichkeiten, die das Modell bereitstellt, genutzt werden. Um die Praxistauglichkeit der Programme weiterhin zu steigern, arbeiten wir schon heute mit den Softwareunternehmen eng zusammen.