Fallbeispiel IB.SH
Daten und Fakten
(NF ca. 5.700 m²)
- Nachhaltigkeitszertifzierung nach DGNB-Standard GOLD für die Planungs-, Bau- und Betriebsphase zur Unterschreitung des Energieverbrauches um 20 – 30 %.
- Heizen und Kühlen des Gebäudekomplexes über eine bivalente reversible (Sole)-Wasser-Wärmepumpenanlage unter Zuhilfenahme der Kieler Förde als Wärmequelle.
- Gründung über ca. 19 m lange Pfähle
- Temporäre Grundwasserabsenkung von ca. 3 m
Schleswig-Holsteins Förderinstitut
Mit einem Bilanzvolumen über 20 Milliarden Euro und rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt die IB.SH Wirtschaft, Wohnungs- und Städtebau, Kommunen, Arbeitsmarkt- und Bildungsmaßnahmen, Umwelt- und Energieprojekte sowie den Agrarbereich in Schleswig-Holstein. Das zentrale Förderinstitut kombiniert Kreditmittel mit Fördermitteln des Landes, des Bundes und der EU.
Kostenoptimiert auf lange Sicht geplant
Die Tragwerksplanung des IB.SH-Neubaus ging in vielen Bereichen mit außergewöhnlichen Anforderungen einher. Insbesondere die Lage in Ufernähe der Kieler Förde in Kombination mit den städtebaulichen Vorgaben verlangte umfangreiche Lösungen. Vor diesem Hintergrund war die modellbasierte Planung die erste Wahl – zumal, wenn alle Planungsbeteiligten (Ingenieurteam Trebes, BAM Deutschland, Heinle Wischer und Partner Freie Architekten, RMN Ingenieure) über eine umfangreiche Expertise verfügen! So glich unser Team über alle Planungsphasen hinweg sämtliche 3D-Fachmodelle regelmäßig ab. Die Ableitung der Schal- und Bewehrungspläne erfolgte aus dem Modell, so dass wir für die Tragwerksplanung LOD 400 erreichten.
Tragwerksplanerische Besonderheiten
Die eingeschränkte Tragfähigkeit der anstehenden Bodenschichten in unmittelbarer Nähe zur Uferwand der Kieler Hörn, erforderte eine Pfahlgründung. Hier galt es, die Stellung der 721 Pfähle auf die Baugrube abzustimmen und die Einbindung des Gebäudekörpers in den Baugrund zu begrenzen.
Um die Absenkung des Grundwassers zu minimieren, wurde eine Ausbildung von Balkenrost oder Pfahlköpfen ausgeschlossen. Anhand historischer Unterlagen ermittelten wir die Position der vorhandenen Pfahlgründungen und untersuchten gemeinsam mit dem Auftraggeber, ob die bestehenden Gründungspfähle für den Abtrag der neuen Gebäudelasten herangezogen werden können. Da dies nicht möglich war, entwarfen wir die neue Pfahlgründung so flexibel, dass auf die Position der vorhandenen Gründungsbauteile reagiert werden konnte.
Anforderungen der Tiefgarage
Die Tiefgarage bindet ca. 4 m in den Boden und befindet sich in großen Teilen unterhalb des Grundwasserhorizontes. Somit war das komplette Untergeschoss als WU-Konstruktion für drückendes Wasser umzusetzen und schon zu Beginn der Bauphase der Grundwasserstand temporär um 3 m abzusenken. Für die Ausbildung der Tiefgarage entwarfen wir gemeinsam mit dem Tiefbauamt Lastansätze für den öffentlich befahrbaren Bereich. Hierfür legte die Stadt Kiel sehr hohe Anforderungen an eine flexible Nutzung auch der Gehwegbereiche. Bei der anschließenden Bemessung des Tragwerks ergaben sich außergewöhnliche Anforderungen, um die vollständige Unterfahrbarkeit im Parkhausbereich für jeden Bereich sicherzustellen.
Maximale Flexibilität bei begrenztem Gestaltungsspielraum
Die Umsetzung des Tragwerks der oberirdischen Geschossebenen folgte der städtebaulichen Vorgabe in klassischer Massivbauweise mit rotem Klinker. Um den Anforderungen der Haus- und Anlagetechnik gerecht zu werden, wurde das Gebäude mit einem Flachdeckentragwerk ausgebildet. Störende Unterzüge konnten trotz der erheblichen Spannweiten vermieden werden.
In Punkto Flexibilität sorgten wir mit unserem Tragwerkskonzept für eine variable Raumaufteilung, die spätere nutzerseitige Anpassungen leicht ermöglicht!
Zertifizierte Nachhaltigkeit
Zehn Niederlassungen in einem zukunftsorientierten Bürokomplex – so lautete der Auftrag der IB.SH am Anfang des Bauvorhabens. Am Ende stand die Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem DGNB-Standard Gold. Somit mussten sämtliche ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte erfüllt werden – beginnend mit der Planung über die Errichtung bis zum Betrieb des Gebäudes.
Wesentlich war in diesem Zusammenhang die Frage nach einer nachhaltigen Energiegewinnung, welche die IB.SH und Planer mit einer bivalenten reversiblen (Sole-)Wasser-Wärmepumpenanlage unter Zuhilfenahme der Kieler Förde als Wärmequelle beantwortete.